BAYERNLIGA-DAMEN: HSG FICHTELGEBIRGE – VFL GÜNZBURG 26:29 (16:14)
Sensationell stürmen die Günzburger Bayernliga-Handballerinnen die Festung Marktredwitz und holen nach einem 26:29 (16:14) beide Auswärtspunkte an die schöne blaue Günz. Natürlich ist die Saison noch viel zu jung für irgendwelche Hochrechnungen, doch der Blick auf den aktuellen 5. Platz sieht für einen Aufsteiger schon toll aus. Davor übrigens die beiden VfL-Auftaktgegner Mintraching/Neutraubling und HSV Bergtheim, was zeigt, leicht war das Startprogramm nicht.
Da die HSG Fichtelgebirge in ihren ersten beiden Spielen nur fünfzehn bzw. sechzehn Treffer erzielen konnten, war der Matchplan einfach. Höchstens zwanzig Treffer einfangen und irgendwie trotz Harzverbotes ein paar mehr werfen. Leicht war das Unterfangen nicht, denn mit Antonia Leis und Selina Schlund fehlten zwei Stammspielerinnen wegen einer Uni-Veranstaltung. Außerdem stand der Gastgeber unter Druck, selbst zu Saisonbeginn trägt niemand gerne die rote Laterne des Schlusslichtes. Peter Kees, der beruflich häufig in China verweilt, bemühte zur Veranschaulichung deswegen auch ein Sprichwort aus dem Reich der Mitte, wonach Angst Flügel verleihe.
Geflogen sind die Spielerinnen der HSG zunächst sind nicht, im Gegenteil: Sie wirkten nervös oder kannten vielleicht auch das Sprichwort einfach nicht. Auf alle Fälle erzielte Nina Porkert die ersten beiden Tore. Dann schlug Lena Götz zweimal zu. Überhaupt erwischte die rechte Angriffsseite einen Sahnetag, 22 Tore gingen auf das Konto der beiden Linkshänderinnen. Peter Kees rieb sich verwundert die Augen: Sollten sich die Chinesen irren? Natürlich nicht, der gegnerische Trainer hatte ja auch im Vorfeld angekündigt im Angriff den Hebel anzusetzen. Und so startete die Angriffsmaschine aus dem Fichtelgebirge langsam und ungewohnt treffsicher. Beim 4:5 stellte Nicole Sammet den Anschluss her. Beim 6:6 durch Sabrina Materne, die insgesamt neun Treffer erzielen sollte, war der Ausgleich geschafft, Die Halle tobte. Das Spiel kippte. Die Vorteile lagen nun bei den Fränkinnen. Von Angriffsflaute war nichts zu spüren. Beim 11:8 und 16:13 leuchteten Drei-Tore-Vorsprünge von der Anzeigentafel. Gut, dass Lena Götz gewohnt eiskalt blieb und noch einen Siebenmeter zum 16:14-Halbzeitstand verwandelte. Damit blieb ihr Team auf Tuchfühlung und die HSG konnte zufrieden konstatieren, dass sie in dieser einen Halbzeit bereits so viele Tor erzielte wie sonst in dieser Runde in jeweils ganze Spielen..
Die Fränkinnen schienen nach Wiederanpfiff weiter von Flügeln getragen. Beim 20:15 durch Katrin Reif hatten sie ihren höchsten Toreabstand erzielt. Die Kees-Brüder nahmen ihre Auszeit, Jürgen Kees wurde arg unzufrieden und bekam mal wieder eine gelbe Karte. Das trieb die Mannschaft an. Bevor ihr mitleidender Coach auch noch eine Rote Karte bekommt, legten sie lieber einen Zahn zu. Die Räder des Angriffs griffen nun besser in einander. Nach dem 22:18 begann der Günzburger Lauf. Rcuk-zuck ging alles. Urplötzlich stand es 22:24. Ein Sechserpack, nicht alltäglich im Damenhandball, brachte den VfL auf die Siegerstraße. Den Spielerinnen aus der HSG Fichtelgebirge waren die Flügel gestutzt. Großen Anteil an der Wende hatte Torhüterin Elena Hoffmann, die in dieser Phase ein paar schwierige Bälle entschärfte, nachdem die VfL-Torhüterinnen in diesem Spiel nur langsam in Fahrt kamen.
Rum war die Begegnung noch lange nicht. Die Fränkinnen wollten die Rote Laterne auf keinen Fall mehr in ihrer Halle haben. Das 23:24 zeugt von diesem aufopferungsvollen Kampf für die eigenen Farben. Doch die Schwäbinnen blieben kühl und clever. In der 56. Minute war die Vorentscheidung beim 24:29 gefallen. Die VfL-Deckung war mittlerweile aus Donau-Beton. Erst in der letzten Minute gelangen den Spielerinnen um die elffache Torschützin Kathrin Reif noch zwei Treffer zur Ergebniskosmetik zum 26:29-Endstand. Die Zuschauer hatten ein spannendes und mitreißendes bayrisches Spitzenspiel erlebt. Dank des Sieges erwies sich die lange Anreise nun als Glücksfall: Es war wirklich genügend Zeit um den Sieg ausgelassen zu feiern. Und Peter Kees konnte seinen Schützlinge weitere Stichproben alter chinesischer Weisheiten vermitteln. Handball bildet.