Herren I: SIEG GEGEN WALDBÜTTELBRUNN !!
Gerade vor besonders aussichtslosen Spielen erinnert sich der arg Unterlegene gerne an die alttestamentarische Sage als der kleine David mit seiner Steinschleuder den riesigen Philisterkrieger Goliat aus seinen “Jesuslappen” kippte. Nach den Spielen wird dann meist deutlich, warum ausgerechnet diese uralte Geschichte unvergessen ist. Die schöne Legende ist der absolute Ausnahmefall. Wenn so ein Nichtabstiegskandidat VfL Günzburg den stolzen Tabellenzweiten DJK Waldbüttelbrunn empfängt, dann setzt es in 99 von 100 Fällen ordentlich Handballprügel.
Doch am 4.2. packte der in Lohr noch kleiner gewordene David all seinen Mut zusammen und besiegte mit einer beeindruckenden Teamleistung den haushohen Favoriten mit 24:23 (12:12). Die gut 500 Zuschauer waren eng zusammengerückt, die Hallensprecher mobilisierten das Publikum: Man spürte, da ging es nach dem Tiefpunkt der Vorwoche um die Günzburger Handballlieblinge. Jeder wollte seinen Beitrag zur Aufmunterung leisten. Die Mannschaft trat von Anfang an extrovertiert und mitreißend auf. Der überragende Nicolai Jensen markierte entfesselt gleich die ersten beiden Treffer des Spieles. Über ein 5:2 und 7:4 ging es in bester Günzburger Handballlaune stimmungsvoll mit einer wahren Tempohatz weiter. Die Abwehr leistete Unglaubliches und Keeper Patrick Rösch zog den hochgelobten fränkischen Rückraumwerfern etliche scharfe Zähne. “Sauber, die Jungs halten mit, sie geben sich nicht auf”, freute sich der geneigte Zuschauer. Ein paar kleinere Fehler ließen die Gäste herankommen. Psychologisch ungünstig erzielte ihr Spielmacher und Torschützenkönig Manuel Feitz erst den 12:11-Anschlusstreffer und dann auch noch den Ausgleich zum 12:12-Halbzeitstand.
“War das nicht in Friedberg genauso – das unnötige Halbzeit-Unentschieden als Halali zur üblichen Niederlage gegen ein Überteam?”, wurde beim Halbzeitbier orakelt. “Immerhin sie geben wenigstens auch dieses Spiel nicht verloren!”, registrierte der VfL-Fan im Reinen mit seinen jungen Helden. Beim 12:13 führten die Waldbüttelbrunner. Ganz zäh wurde nun gerungen, fünf mal stand es in endlos langen Minuten unentschieden. Tolle Günzburger Körpersprache! Die Abwehrreihen dominierten. Axel Leix, Niko Hermann, Raphi Groß, Michael Jahn und Daniel Jäger hatten massivsten weinroten Beton angerührt, da ging kaum ein Ball durch. In der 48. Minute brachte Lars Braun seine Farben mit 19:17 durch einen herrlichen Gegenstoß in Vorteil. “Das gibt es doch nicht”, rieb sich der Zuschauer verdutzt die Augen, wenn er mal nicht begeistert klatschte “Geht da echt was?: Beim 20:19 erhielt der VfL eine Zeitstrafe. Nun zeigten die Waldbüttelbrunner ihre ganze schonungslose Routine. Binnen zwei Minuten war aufopferungsvoller Kampf zum 20:21 gedreht. In der 55. Minute musste David, der kleine Zwerg das 20:22 hinnehmen. Leises Mitleid schwang auf der Tribüne. “Unfassbar. Die armen Jungs, sie verlieren wieder”, dachten die Handballmütter.
Doch der kleine David war nicht allein. Es waren viele von diesen lästigen Zwergen, zu einem Team verschworen. Es lag einzig an den Unterzahlverhältnis. Die Abwehr stand wieder. Das Handballringen ging weiter. Ein Viererpack: Jensen – Jäger – Jensen – Jäger drehte das krasse Kampfspiel zum 24:22 in der 59. Minute. Kaum einer saß noch auf der Tribüne. Keine Fragen mehr, keine Zweifel, Sekt- und Bierlaune im Publikum. Plötzlich hatten auch einige schon immer damit gerechnet. Das 24:23 war ein gerechtes Ergebnis. Die Kleinen hatten Großes geleistet. Patrick Bieber und Jonas Lehr, die Grippe-krank zuschauen mussten, sahen vom Mitleiden schlimmer aus als die glücklichen Spieler. Über seinen ersten Einsatz im Bayernligateam durfte sich Torwart Tizian Schmid freuen. Wichtig für die Mannschaft, dass Linkshänder Pascal Buck nach überstandener Erkrankung im Rückraum wieder für ordentlich Abwechslung sorgte.
Nach dem Spiel ging Trainer Hofmeister nicht wie gewohnt direkt in die Kabine, sondern lief schnurstracks und selten fröhlich über das Feld um sich herzlichst bei Stefan Sillmann zu bedanken. Der Motivationstrainer und Coach, ein guter Bekannter von Physio Hans-Peter Beer, hatte sich nachmittags mit der Mannschaft getroffen und mit ihr an Lösungen in Spielkrisensituationen zu arbeiten. Es war vor allem sein Verdienst, dass die Spieler nach der deprimierenden Lohr-Niederlage den Kopf wieder dahin brachten, wo er hingehört; nämlich ganz nach oben, damit man optimistisch nach vorne blicken kann.
Den 4.2.2017 wird diese Mannschaft so schnell nicht vergessen.
Es spielten: Rösch, Schmid; Knittl, Schuller, Jahn (4), Konopa, Buck (1), Leix (2), Braun (1), Barthel (1), Groß (4/3), Jensen (7), Hermann und Jäger (4).