Herren I: Der Spitzenreiter zu Gast

Da am Wochenende letzter Spieltag in der Bezirksoberliga ist und alle Spiele vom Staffelleiter auf Samstag 19.15 Uhr gelegt wurden um den Ludergeruch der Wettbewerbsverzerrung erst gar nicht aufkommen zu lassen, empfängt der VfL Günzburg die Reserve des Erstligisten HC Erlangen am Sonntag um 16:30 Uhr. Einsam ziehen die Mittelfranken an der Tabellenspitze ihre Kreise. 40:2-Punkte bei 238 Plus-Toren sprechen eine deutliche Sprache, besonders wenn der Tabellenzweite HaSpo Bayreuth 28:14-Punkte und 59 Plus-Tore aufweist. Das ist ein Klassenunterschied. Bereits am vergangenen Wochenende konnte der Aufstieg in die Dritte Liga mit einem 30.20 gegen die TG Landshut gefeiert werden. Das Spiel war allerdings enger als es sich liest. Beim 18:19 war die TG bedrohlich nahe. Eine Auszeit im richtigen Moment brachte nicht nur die sofortige Rückkehr auf Meisterschaftskurs, sondern auch einen 10:0-Lauf, so wurde aus einer ganz, ganz engen Kisten ein 20:30-Debakel. Eine Zeit kann man als Bayernligist gegen solch eine Mannschaft mithalten, dann wird man Opfer der individuellen Überlegenheit und der taktischen Konsequenz. Ein bisschen Gegenstoß oder ein wenig Abwehr gibt es da nicht, es wird geschlossen und konsequent agiert; bedingungsloser gerannt, ständig der Raum optimiert.

 

Die Dominanz hat viele Ursachen, vor wenigen Jahren hatte der Handballclub eine sehr starke JBLH-Mannschaft, dann scheint die Zusammenarbeit mit der Profi-Abteilung besser als andernorts zu funktionieren, Handball in Erlangen ist in und schließlich begünstigt auch die Spielordnung höherklassige Teams. Ein Phänomen, das auch der VfL – freilich im viel kleineren Rahmen – in der Zusammenarbeit zwischen Bayernliga und BOL in Anspruch nimmt. Insgesamt also kein Wunder, dass letztes Jahr Coburg II und dieses Jahr Erlangen II aufsteigen. Bis zur vierten Liga wird es auch in Zukunft sehr schwer werden an Bundesligareserven vorbei zu kommen. Erst eine Klasse darüber wendet sich das Blatt. Die Dritte Liga ist nämlich so stark, dass einfaches Aushelfen von irgend einem Bundesligaersatzspieler nicht mehr reicht. HSC Coburg II lernt das gerade in der Dritten Liga Ost.

 

Im Hinspiel verlor die Mannschaft um Kapitän Axel Leix mit 19:34 gegen das Bayernliga-Aushängeschild. Zwar dokumentiert das Ergebnis die Überlegenheit, dennoch täuscht es. Bis zur Halbzeit machte der VfL Günzburg eines seiner besten Spiele überhaupt, war mit 10:13 in Reichweite, ehe er gleich zu Beginn der zweiten Hälfte voll in die Gegenstoßmaschine des zukünftigen Drittligisten geriet. Eine Art Handballsturm, ungewohnt in der sonstigen hiesigen Handballgemütlichkeit, den praktisch jeder Bayernligist schon einmal durchlitten hat. Ruck-zuck war das Spiel entschieden.

 

Dennoch wird sich der VfL Günzburg nicht verstecken. Fünf Spiele stehen noch aus. Das Heimspiel ist der “Freischuss”, alle anderen Spiele müssen gewonnen werden, will man noch eine realistische Chance auf den viertletzten Platz haben. Und diese Hoffnung hat Trainer Hofmeister, der in seiner langen Trainerkarriere erst ein einziges Mal abgestiegen ist und schon viele Nichtabstiegskämpfe auf den aller letzten Drücker entschied, noch nicht aufgegeben. Die letzten beiden Auswärtsauftritte bei den Anwärtern auf die Vizemeisterschaft in Haunstetten und Bayreuth waren ein Schritt in die richtige Richtung. Es werden deutlich weniger Fehler, die den Erfolg gerade noch verhindern.

 

Für die Zuschauer bietet sich ein besonderes Spiel: Einige Spieler, die Erstligaerfahrung haben werden auftreten. Es kommt das einzige Spitzenteam der Liga und es stellt sich die Frage, ob ein “Handballsturm” verhindert werden kann. Die Mannschaft würde sich über massive Unterstützung sehr freuen.