Bayernliga: TSV Ismaning – VfL Günzburg
Die zahlreichen mitgereisten Fans erlebten ein Wechselbad der Gefühle wie es vermutlich nur im Hallenhandball möglich ist: Nach ausgeglichenem Start geriet der VfL ruck-zuck mit 3:10 in Rückstand, drehte das Spiel im langen Handballringen um in den letzten 10 Minuten noch zu dominieren und mit 28:25 den nächsten Auswärtssieg zu landen. Es war das Spiel von Joker Jakob, gelungenen Comebacks und einem sehr nervenstarken Jonas Lehr. Der Mannschaft gelang es einmal mehr die Aufgaben in der Not neu zu verteilen, schließlich musste mit Stefan Knittl, der nervenaufreibende 60 Minuten auf der Tribüne verbrachte, der bisherige Haupttorsschütze ersetzt werden.
Mit dem Anpfiff merkte man den Ismaningern an, dass sie sich im Nichtabstiegskampf noch nicht aufgegeben hatten. Körpersprache und Einsatz stimmten und so entwickelte sich zunächst ein Fight auf Augenhöhe, dokumentiert durch das 3:3 in der 7. Minute durch Manuel Scholz. Die Schiedsrichter griffen in der fairen Partie arg ins Spielgeschehen ein, indem sie früh ihre gelben Karten verbrauchten und dadurch in Zugzwang gerieten Zeitstrafen zu verteilen. Viel früher als sonst ergaben sich Über- und Unterzahlverhältnisse, es wurde ein wenig hektisch. Gar nicht gut tat dem Spiel der “Sieben Schwaben” außerdem ein Wechselfehler, da spielten phasenweise gar nur noch vier Feldspieler. Das nutzen die TSV-Spieler kalt. 10:3 prangte von der oberbayrischen Anzeigentafel. Nur Experten war es vorbehalten in dieser Phase zu bestimmen wer auf dem Feld der Tabellenletzte und wer der stolze Vierte sein soll.
Eine Auszeit verhinderte Schlimmeres. Daniel Jäger zeigte, dass er seine Kreuzbandverletzung komplett überwunden hatte. Er brachte Stabilität ins Spiel. Besonders die Achse aus der Günzburger Handballjugend mit Raphael Groß funktionierte wie weiland in der Jugendbundesliga. Schlimmer wurde es also nicht mehr, die Begegnung war ausgeglichen geworden. Beide Teams fighteten. Mit einem gerechten 9:15-Rückstand ging es in die Halbzeit.
Im zweiten Durchgang spielten die Günzburger ihre Angriffskonzeptionen länger aus, nützen auch ihre Überzahlverhältnisse gut und so kamen sie immer wieder zu Toren über ihre nervenstarken Außen. Jonas Lehr traf in kniffligsten Situationen oder spielte den Ball spektakulär auf die andere Seite. Und auf Linksaußen? Zunächst hatte dort Jonas Guckler schon ein bomben Spiel gemacht. Mit Jakob Hermann zog Trainer Hofmeister dann noch einen Joker. Der jugendliche Allrounder, der in dieser Saison schon im Rückraum und am Kreis Torerfolge erzielte, traf mit Killerinstinkt und wurde mit sechs Treffer gar zum erfolgreichsten Feldtorschützen seiner Farben. Schnell kamen die Weinroten auf 12:15 heran, doch die Gastgeber blieben besonders durch ihren siebenfachen Torschützen Fabian Stoiber weiter im Vorteil. Eine erneute doppelte Unterzahl erschwerte die Aufholjagd ebenfalls. Die Abwehr wurde aber stabiler und in Notfällen griff Patrick Rösch, der ebenfalls sein allererstes Saisonspiel bestritt, erfolgreich ins Ismaninger Wurfgeschehen ein. Es war das zweite Comeback an diesem Tag. Mitte der zweiten Halbzeit war das Spiel dann am Kippen. Jonas Lehr schaffte mit einem Siebenmeter den Ausgleich und Jakob Hermann die erste Führung.
In der 55. Minute war der erste Drei-Tore-Vorsprung erlangt – auch der andere Hermann, Bruder Niko, hatte daran nicht nur mit wichtigen Treffern, sondern auch als Abwehrspieler, dessen fairen Spielweise selbst von dem an diesem Tag sehr kritischen Schiedsrichtergespann zeitstrafenlos anerkannt wurde, großen Anteil. Alles warf der Tabellenletzte dann in die Waagschale. Doch wie bei der Europameisterschaft brachte weder der “Siebte Feldspieler” noch “Manndeckung über das ganze Spielfeld” den erhofften Erfolg. Hektisch wurde es aber schon noch einmal, ehe das 25.28 feststand.
Damit haben die Günzburger Handballlieblinge beste Werbung für das Heimderby gegen den TSV Haunstetten am kommenden Samstag gemacht. Da Bayreuth zuletzt ein wenig schwächelte, ist nun sogar der zweite Platz in Reichweite. Nach den einsamen Spitzenreitern aus Erlangen haben die Günzburger nämlich die wenigsten Minuspunkte. Es läuft gut in dieser Saison.
Es spielten: Bieber, Rösch; Guckler (2), Jahn, Buck (3), Leix, Jakob Hermann (6), Groß (1), Jensen (2), Lehr (6/3), Niko Hermann (3), Jäger (3) und Scholz (2).