BAYERNLIGA-HANDBALL: VFL GÜNZBURG – HASPO BAYREUTH

Günzburg im Festspiel-Modus

Bericht der Günzburger Zeitung.

Die Weinroten legen gegen Bayreuth einen begeisternden Auftritt hin. Die Siegesserie schürt allerdings Begehrlichkeiten.

Wer Stephan Hofmeister kennt, erkennt ihn in diesen Tagen kaum wieder. „Schuld“ daran ist seine Mannschaft. Die Bayernliga-Handballer des VfL Günzburg schweben in der aktuellen Saisonphase scheinbar mühelos leicht von Erfolg zu Erfolg. Am Samstag demontierten sie HaSpo Bayreuth. Auf dem Weg zum glanzvoll herausgespielten 31:24 (16:12) rissen sie die überragende Mehrheit der 900 Fans in der Rebayhalle mehrfach von den Sitzen. Es war bereits der vierte Sieg hintereinander in einem Spitzenspiel, die Weinroten haben den zweiten Tabellenplatz verteidigt und ihr Trainer quittierte den für ihn nervenschonenden Abend mit den Worten: „Ich bin total zufrieden. Mittlerweile bin ich tatsächlich vor, während und nach unseren Spielen entspannt. Das hat’s früher nicht gegeben.“

Und vermutlich wird sich das in der Zukunft auch wieder ändern. Denn die längst vollzogene Wandlung seiner Mannschaft vom Gerade-So-Nichtabsteiger zum würdigen Herausforderer aller Topteams in der höchsten bayerischen Spielklasse schürt Begehrlichkeiten. Hofmeister selbst hatte nach dem Aufstieg 2016 ja den Drei-Jahres-Plan für die Dritte Liga ausgegeben. Nach dem aktuellen Festspiel sagte er nun: „Der Tabellenstand beweist, dass dieser Plan keine Phrase war. Das ist schon mein Ernst. Natürlich machen die Siege jetzt schon Druck für den Saisonbeginn 2018/19. Aber Druck hält jung.“

Schnell zeichnete sich ab, welche Pole in der Halle aufeinanderprallen würden: Jugend und Tempo gegen Routine und Kraft. Aus dem 2:2 machten die Weinroten mit drei Tempogegenstößen ein 5:2 (6.). Und die Günzburger begannen nun, die etwas schwerfällig wirkenden Gäste zu überrollen. Sie ließen Ball und Gegner laufen, spielten extrem variabel und schlossen aus allen Positionen kompromisslos ab. Als Raphael Groß seinen zweiten Sololauf mit dem 11:7 verzierte, waren zum ersten Mal vier Tore Vorsprung erreicht (17.). Kurz danach machte Manuel Scholz das 14:9 (21.) – er war zu diesem Zeitpunkt bereits der siebte VfL-Torschütze. Und weiter ging es zur Freude der 900 Besucher entschieden zu schnell für die Gäste. Daniel Jäger gelang das 15:9.

Die Bank der Franken griff in der Hoffnung, die wirbelnden Weinroten damit zu bremsen, zum Stilmittel der Auszeit (22.). Es half, vorübergehend, tatsächlich. Die Gastgeber verloren einige Bälle, bekamen ein paar Schiedsrichter-Pfiffe gegen sich und Bayreuth rappelte sich auf. Auf drei Tore Differenz (15:12/30.) verkürzte HaSpo und hatte sogar die Chance aufs 13. Tor. Doch Patrick Rösch im VfL-Gehäuse hatte etwas dagegen, packte im richtigen Moment die Glanztat aus und bereitete den Gegenstoß vor, den Scholz wenige Sekunden vor der Halbzeit-Hupe zum 16:12 abschloss.

Mit Beginn des zweiten Durchgangs änderten die Gäste ihre Spielweise (aus Hofmeisters Perspektive ist Bayreuth ohnehin „taktisch gesehen der mit Abstand schwierigste Gegner der Liga“). Bei eigenem Ballbesitz versuchten sie es nun konsequent mit dem siebten Feldspieler. Das funktionierte offensiv, doch Günzburg beantwortete jeden Gäste-Treffer postwendend mit einem eigenen Torerfolg. Es wurde sogar noch besser: Sechs Minuten nach Wiederbeginn war nach dem dritten Treffer von Scholz der alte Sechs-Tore-Abstand wieder hergestellt und Jonas Guckler legte unmittelbar danach das 21:14 nach.

Das roch nach Vorentscheidung, zumal die Weinroten keinerlei Kräfteverschleiß erkennen ließen. Im Gegenteil: Nun gab’s sogar was fürs Auge. Guckler packte sein Markenzeichen aus, erzielte das 24:19 mit einer Bogenlampe von Linksaußen und kurz danach durfte sich sogar Torwart Patrick Bieber für einen Treffer feiern lassen: Er hielt, blickte kurz Richtung verwaistes Gegenüber-Tor und warf den Ball lässig übers ganze Feld zum 25:19 ins Netz. Sechs Minuten vor Schluss stand’s dann 30:22, die Bayreuther hatten schon lange kein Brikett mehr und die Partie steuerte dem verdienten und soliden Heimsieg entgegen.

Herausheben wollte Hofmeister nach der Gala seine Stammkräfte Manuel Scholz und Nicolai Jensen. Er vergaß nicht, zwei Youngster zu erwähnen, die das Spiel der Männer (für diesmal noch) von der Bank aus verfolgten: Lukas Rembold und Frieder Bandlow. Die beiden hatten bereits das A-Jugend-Bundesligaspiel vom Nachmittag in den Beinen, weshalb der Trainer auf ihren Einsatz verzichtete.