Bayernliga-Männer: VfL Günzburg – SG Regensburg 30:28 (15:12)

In einem sehr schnellen und temperamentvollen Handballspiel besiegte der VfL die Regensburger Adler vor 500 Zuschauern mit 30:28 (15:12). Nach der Auftaktpleite in Rimpar sind die Weinroten damit im realen Spielbetrieb mit einer Woche Verspätung angekommen, das war wichtig.

Der Sprung von der Landesliga in die Bayernliga ist besonders groß wie man an der Günz aus harter eigener Handballlehre weiß, die Regensburger verfügen immerhin über ein Team, dass sich in der Bayernliga wirklich sehen lassen kann. Die Mannschaft ist jung, sehr schnell, für bayrischen Verhältnisse technisch versiert und hat an den richtigen Stellen, etwa am Kreis und im Tor ordentliche Kanten, die nicht nur riesig wirken. Die Mannschaft gehört in die bayrische Eliteliga.

Die Gäste reisten nach ihrem Kantersieg gegen den TSV Haunstetten mit breiter Brust an und erzielten durch Florian Uhl den ersten Treffer der Partie. Schon zu diesem Zeitpunkt stand fest: Handball auf dem herrlich blauen Boden sieht noch schöner aus als früher. Schon vor dem Spiel meinte Gäste-Trainer Kai-Uwe Pekrul scherzhaft, dass  er den Boden am liebsten aufrollen würde um ihn Donau-aufwärts mitzunehmen und auszulegen. Eine wirklich gelungene Renovierung, für die der Günzburger Handball mal wieder beneidet wird!

Bis zum 6:6 konnte sich keines der Teams absetzen, obwohl beide mit Hochgeschwindigkeitshandball durch die Alt-Ehrwürdige fegten. Beim Gegner stand immer wieder Torwart-Hüne Maximilian Lotter im Focus, besonders den VfL-Linksaußen zeigte er, dass ein spitzer Winkel, auch zu spitz sein kann. Doch wirklich nachhaltigen Eindruck machte das auf die Günzburger Systemhandballer nicht. Nico Jensen hatte die Spielfäden fest in der Hand und klare Abschlussmöglichkeiten ergaben sich reihenweise. Den starken Kreisläufern Niko Hermann und Daniel Jäger gelang dann die Zwei-Tore-Führung zum 8:6.

Immer wieder agierten die Adler mit dem “siebten Feldspieler ” und ließen das Tor frei. Eine völlig misslungene Regeländerung, die nicht wie vor langer Zeit die “Schnelle Mitte” dem modernen High-Speed-Handball den Weg in eine attraktive Zukunft öffnete, sondern das Angriffsspiel zum Steh-Schach verurteilt, völlig uninteressante Weitwürfe ins leere Tor, die dann für einen Zuschauer zum berechtigten Unverständnis auch noch ständig daneben gehen. Kein Mensch will das sehen. Dennoch wird es sich durchsetzen, einfach weil es leichter ist mit einem Spieler mehr im Angriff herumzustehen als oft komplizierte Spielstrategien zu entwickeln um in Gleichzahl zum Erfolg zu kommen. Das Vorbild Spitzenhandball ist immer Vorreiter. Dort bricht sich das 7:6 und auch 7:5 aktuell entschlossen Bahn. Da kommen auf den konservativen schwäbischen Handballzuschauer neue Bilder zu.

In der ersten Halbzeit hatte die VfL-Abwehr dank ihren umsichtigen Abwehr-Regisseuren Raphael Groß und Michael Jahn das Handballschach gut im Griff. Allerdings leisteten sich gleich verschiedene Günzburger misslungene Weitwürfe auf ein Tor ohne Torwart. Ein Problem, das in den Vorbereitungsspielen überhaupt nicht auftrat. Der Unfug auf ein leeres Tor zu werfen, wird – das mag den Samstagszuschauer nun wirklich überraschen – natürlich neuerdings auch trainiert. Das Ganze erinnert dann an den Schlagballweitwurf der Bundesjugendspiele. Es ist auch ähnlich interessant.

Den couragierten Auftritt der Weinroten soll das nicht schmälern. Die beiden letzten Treffer vor der Halbzeitpause erzielte Kunstwerfer Jonas Lehr zum 14:12 und 15:12. Für die Drei-Tore-Führung musste wirklich ordentlich gerannt werden. Den umjubeltsten Treffer hatte bis dahin übrigens Kapitän Axel Leix erzielt, als er sich bei einem Gegenstoß in höchster Bedrängnis zu einem seiner ganz seltenen Weitwürfe durchrang. Da hat sich endlich sein Krafttrainingseifer ausgezahlt.

In der zweiten Halbzeit zog der Verein für Leibesübungen aus dem Jahre 1874 das Heft des Handelns an sich. Dem ebenso cleveren wie dynamischen Manuel Scholz war es in der 42. Minute vorbehalten das Tor zum 23:17 zu werfen und als dann wieder Jonas Lehr ein Überzahlverhältnis zum 24:17 nützte, schien die Samstagsabendmesse früh gelesen. In dieser Phase zeigte dann der siebte Feldspieler Wirkung. Die Spielgemeinschaft näherte sich wieder. Sie ist kein Team, welches man irgendwann aus dem Auge verlieren darf. Bruder Leichtfuß schmuggelte sich in die VfL-Mannschaft. In der 56. Minute brachte Armin Kiener die Seinen wieder auf Schlagdistanz zum 27:25. Doch auf den Angriff war Verlass. Stefan Knittl traf nun, am spektakulärsten sein Kempatreffer nach mutigem Anspiel durch Nico Jensen. Nerven haben sie schon. Wieder zwei Unsinns-Weitwürfe ohne jeden Zeitgewinn als es um biedere Vorsprungsverwaltung ging. Insgesamt war der 30:28-Sieg dank starker Psyche der Angriffsprotagonisten nicht in Gefahr. Die Fans blieben zufrieden noch lange sitzen

Ein starkes Spiel bei den Gästen machte Tom Wuka mit fünf Treffern vor den Augen seines Vaters Peter, der vier Jahre-lang zwischen Neuburg/Donau und Günzburg hin- und herfuhr um beim VfL auf Rechtsaußen in der 2. Bundesliga zu spielen. Das Wiedersehen  mit den Wukas bereitete nach langer Zeit zusätzliche Freude.

Zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=MeetingReportHBFOP&meeting=6277060&etag=323a5dae-60e6-49d5-b146-b83faf79d80c