JBLH-Handball: TuS Schutterwald – VfL Günzburg 30:24 (11:12)
In einem nervenaufreibenden Spiel unterlag die A-Jugend des VfL Günzburg nach schwacher Leistung in der Schutterwälder Mörburg-Halle mit 24:30 (12:11). Trainer Sandro Jooß hatte wieder ganze Arbeit geleistet. Mit einem aufwendigen Zusammenschnitt aus drei Spielen war die Mannschaft gut eingestellt. Da auch die Südbadener ihre Hausaufgaben pflichtbewusst erledigt hatten, wusste man gegenseitig, was auf einen zukommt. Vielleicht auch eine Erklärung für einen kampfbetonten, sehr zähen Gesamtauftritt.
Nur am Anfang gelang es den sieben Schwaben auf dem Feld irgendein Tempospiel auf die Platte zu bringen, danach begann ein „Stellungskrieg“, in dem der VfL durch ständiges Prellen die Geschwindigkeit noch zusätzlich verschleppte. Außerdem wurde der bedauernswerte Kreisläufer Louis Dück ständig in unmöglichen Situationen angespielt. Spielfluss wie am Vortag bei der 1. Männermannschaft konnte bei diesem einzigen taktischen Missverständnis nie entstehen. Beim 5:5 in der 13. Minute, dann der Höhepunkt des Spieles. Das System fiel aus, eine zusätzliche Pause war notwendig, denn alles musste plötzlich auf gutes altes Papier geschrieben werden. Erfreulich, dass die über 50jährigen immer noch einen Kugelschreiber dabei haben.
Nervösen, beidseits ersatzgeschwächten Mannschaften tun diese Unterbrechungen nicht gut. Das 6:5 erzielten die Roten Teufel. Dann entwickelten sich Günzburger Kleinstvorteile über ein 9:11 auf der Anzeigentafel, ging es mit 11:12 in die Pause. Dorthin hatte die Mannschaft eine Hypothek mitgenommen: Frieder Bandlow hatte bereits seine zweite Zeitstrafe. Um kein Disqualifikationsrisiko einzugehen wurde der Günzburger Dreh- und Angelpunkt in Angriff und Abwehr hin- und hergewechselt. Das gab dem „Tempospiel“ den Rest. Die Abwehr war nun doppelt geschwächt, da mit dem erkrankten Johannes Rosenberger ja ein weiterer Eckpfeiler der Deckung fehlte. Die zweikampfstarken TuS-Spieler kamen plötzlich zu viel einfacheren Toren.
Beidseits waren viele neue, ungewohnte Lösungen am schwierigen Handballwerk. Da auch Schutterwald große Personalprobleme bekam, führte der VfL meist ganz knapp bis zum 19:18. Jetzt kamen viele Zeitstrafen dazu. Das junge Schiedsrichtergespann unter strenger Beobachtung wollte der Handballwelt zur Gerechtigkeit verhelfen. Zumindest die Günzburger meinten, dass das bei den Bestrafungen und Schrittfehlern nicht immer gelang. So riss der Spielfaden immer öfter. Um dem ganzen ein wenig Halt zu geben, ging Trainer Hofmeister das Risiko ein Frieder Bandlow doch in der Abwehr zu lassen. An einem solchen Tag musste auch das schief gehen.
Kurz darauf bei einem unglücklichen Antizipationsversuch handelte sich der Linkshänder seine dritte Zeitstrafe und damit die Disqualifikation ein. Schon zu diesem Zeitpunkt waren die Einheimischen mittlerweile in einem reinen Nervenspiel knapp vorne. Sie wirkten entschlossener und zuversichtlicher, während die VfL-Jungs mit dem Handballschicksal haderten. Beim 23:22 auf dem guten, alten Papierspielberichtsbogen war dann Entscheidungsreife. Ein 5:0-Lauf zum 28:22 brachte die Heuberger-Schützlinge auf die Siegerstraße. Fabio Bruno im Tor konnte einem leid tun. Er war noch der beste Günzburger Spieler an diesem Tag und hatte am Ende nur noch einen aufgeschreckten Hühnerhaufen als „Abwehr“ vor sich. Über den gesamten Spielverlauf mag das 30:24 vielleicht ein wenig hoch sein. In diesem Nervenkrieg wirkten die Südbadener insgesamt einfach deutlich reifer.
Der VfL kommt nun nacheinander gegen die beiden Meisterschaftsfavoriten Rhein-Neckar-Löwen und TV Bittenfeld dran. Da gibt es wenigstens nichts zu verlieren. Und vielleicht kommt die Mannschaft dann endlich einmal zur notwendigen inneren Ruhe und Lockerheit.
Es spielten.
Bruno, Freund; Pröbstle, Stegmann (1), Stoldt (2), Jahn (1), Czako, Bär, Grabher, Dück (4), Hafner (3), Ugur (6/3), Pfetsch (4) und Bandlow (4).