JBLH-HANDBALL: VFL GÜNZBURG – FRISCH AUF GÖPPINGEN 28:30 (14:15)
Vor rund 850 Zuschauern entführte Frisch-Auf Göppingen mit 28:30 (14:15) beide Punkte aus der Rebayhalle. Nach hoch klassigen 60 Minuten, die eine Werbung für den schwäbischen Leistungshandball waren gab es nach dem Abpfiff der ausgezeichneten Schiedsrichter das seltene Bild, dass beide Teams und ihre tollen Fans ausgelassen feierten. Grund genug gab es: Frisch Auf Göppingen musste unbedingt gewinnen um Platz 2, der die Qualifikation zur Deutschen A-Jugend-Meisterschaft bedeutet zu erreichten. Dem VfL Günzburg reichten die bislang hart erkämpften 18 Punkte zum erstmaligen Bundesliga-Klassenerhalt, ein absoluter Ausnahmefall für eine Viertligisten. Schon vor dem Spiel stand die 35:22-Niederlage von SV Zweibrücken in Bittenfeld fest. Das parallel laufende Spiel zwischen den Rhein-Neckar-Löwen und der JSG Echaz-Erms endetet mit einem 44:37 Offensivspektakel, bei dem es allerdings zwischenzeitlich knapper zuging als sich das der gemeine Günzburger Handballfan vorstellte. Nur Stephan Hofmeister nahm sich nach der Begegnung das Recht heraus unzufrieden zu sein: “Es wäre genau an diesem Tag mit dieser Leistungsbereitschaft möglich gewesen, auch ein Spitzenteam zu schlagen”. Der Gute verliert halt nicht gerne.
Dennoch war es wie schon letzte Woche in Pfullingen ein phantastisches Spiel. Mike Heim erzielte für den Erstliga-Nachwuchs das 0:1. Zweimal Devin Ugur und einmal Frieder Bandlow besorgten die erste Führung zum 3:2 für ihre Farben. Bis zum 7:6 durch Johannes Rosenberger ging es in einem Höllentempo sehr ausgeglichen hin und her. Das Torwartduell gewann Fabio Bruno. Leicht hatten es die Keeper nicht, besonders zu Spielbeginn waren die Angreifer dominant. Man musste sich vielen “Freien” mutig entgegenstellen. Einen hielt der schnelle VfL-Torwart mit dem Kopf. Nach dem Spiel musste das Talent dann zur Beobachtung ins Krankenhaus mit Verdacht auf Gehirnerschütterung. Ganz harter Männersport für junge Kerle. Im fetzigen Hin und Her gelang den Göppingern ein Viererpack. Wieder einmal Frieder Bandlow und zweimal Devin Ugur, dem besten Spieler auf dem Platz, brachten die Weinroten heran. Beim 14:15 wurde gewechselt.
Im zweiten Durchgang wurde herrlich fair und Spiel-begeistert gerungen. In der 38. Minute stand es 20:19, in der 45. Minute 22:22. Nirgendwo war zu erkennen, wer da um die Vizemeisterschaft spielte und wer gegen den Nichtabstieg. Dann erarbeitete sich die Schützlinge von Gerd Römer Vorteile und führten lange mit zwei, drei Treffern. Doch der Bayernliga-Nachwuchs kämpfte. Beim 27:28 gelang Louis Dück, der hinten wie vorne ein ganz starkes Spiel zeigte, der Anschlusstreffer. Mal wieder Devin Ugur gelang das gleiche Kunststück beim 28:29. Dann gelang Yannik Leichs, dem besten Entscheider der Liga das 28:30 zweieinhalb Minuten vor Schluss. Beide Trainer nahmen noch ihre Team-Time-Outs. Ändern sollte das nichts mehr, das Endergebnis war manifestiert. Alle Beteiligten hatten einen riesen Handballspaß.
Die Günzburger A-Jugend feierte danach eine Handballparty in der uralt-ehrwürdigen Jahnturnhalle. Das Motto “Urlaub statt Quali” klingt nach Stolz und Befreiung. Nach der alten Runde hatte die A-Jugend wie schon seit sechs langen Jahren genau eine Woche Pause um sich dann in einen monatelangen Qualifikationsmarathon einzuschließen. Zwar gibt es für einen Jugendlichen keine lehrreicherer Zeit, Pausen gehören aber eben auch zur Leistungsentwicklung. Die kommende A-Jugend wird erstmals eine ganz normale Saisonvorbreitung machen.
Der Klassenerhalt ist der größte Erfolg einer Günzburger Jugendmannschaft seit Jahrzehnten. Er ist eine Fortentwicklung des “Günzburger Weges”: Die größte Sensation war der allererste Aufstieg. Die Basis war eine Landesliga-A-Jugend und die erste Bayernliga-B-Jugend seit vielen Jahren. In eiskaltes Quali-Wasser wurde sie geworfen und schwamm sich nach oben. Danach zogen viele C- und B-Jugendmannschaft in die Bayernliga nach. Der Günzburger Jugendleistungssport war wieder geboren. Großen Anteil an diesem Erfolg haben natürlich auch die Vorgängertrainer, allen voran Rudi Jahn, der diese Jahrgänge lange förderte.
Irgendwann wird auch Wehmut aufkommen. Für viele Beteiligte ging die herrliche Jugendhandballzeit zu Ende.
Großer Dank gilt allen, die den Erfolg möglich gemacht haben,dem nach einem dreiviertel Jahr leider wieder scheidenden Mittrainer Sandro Jooß, vom dem sich Stephan Hofmeister ungewohnt herzlich verabschiedete, dem Papa des Teams “Physio” Hans-Peter Beer, Manager Siggi Walburger und seinem besten Mann Ludger Rosenberger, dem Hallensprecher Bernhard Stegmann, bei dem in den letzten zwei Jahren schöne Erinnerungen an seine eigene VfL Zeit hellwach wurden. Allen Eltern ist zu danken: Der VfL ist ein sehr breiter, “armer” Verein, der auf die Dienste und Unterstützung der Eltern angewiesen ist. Auch in dieser Gemeinschaft wurde Vorbildliches geleistet.
Es war wieder ein wunderbares A-Jugendjahr beim VfL Günzburg, das kein Beteiligter jemals vergessen wird..