Bayernliga-Männer: HSC Bad Neustadt – VfL Günzburg
Am Samstag um 19.30 Uhr treten die VfL-Handballer im fränkischen Bad Neustadt an. Viel nördlicher als an die Saale, in die Kreisstadt des unterfränkischen Landkreises Rhön-Grabfeld geht es selbst im weiten Bayern nicht. Malerisch schön, fränkisch-beschaulich soll es in dem Kurort sein. So eine Gemütlichkeit möchte sich auch irgendwo austoben. Das tut sie: Gewaltig und laut! Immer samstags, wenn die HSC-Handballer spielen. Ungewohnt in der Bayernliga: Auf die “Sieben Schwaben” wartet ein Hexenkessel: Viele und Laute.
Wenn ganz am Ende zusammengezählt wird, dann könnte der VfL seinen Status als Zuschauerkrösus nach Nordbayern verlieren. Aber auch das, wollen wir erst noch sehen. Die Saison ist noch so jung.
Gut bekannt ist man nicht. Ob jemals 1. Männermannschaften die Klingen kreuzten, weiß selbst Trainer Hofmeister nicht. Auch im Jugendbereich gab es kaum Berührungspunkte. Die Weinroten setzen auf frühen Leistungssport, während beim HSC eher in niederen Klassen gespielt wird. Die für Schwaben Unbekannte gehört dennoch zu den ganz großen Erfolgsgeschichten des bayrischen Männerhandballes. Erst 1977 wurde der Handballsportclub gegründet. 1991 ging es von der Bayernliga in die Regionalliga, die heutige Dritte Liga. 2001/2002 dann der größte Erfolg: Der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Selten waren es nicht nur Viele und Laute, sondern sehr Viele und sehr Laute. Letztes Jahr dann die Zäsur. Die Erfolgsverwöhnte stieg aus der Dritten Liga Ost ab. Anders als die südbayrische Handballdiaspora wird die Konkurrenz in Franken immer größer. Der Erstligist Erlangen, die Zweitligisten Coburg und Rimpar, finanzstarke Bayern- und Landesligisten. Da bleibt nicht viel Personal von außen über und der Sprung für die eigenen Jugendspieler war schon seit Jahren viel zu groß.
Dennoch nahmen sich die Bad Neustädter der Aufgabe “4. Liga” handballbegeistert an. Die Sache wurde zum Betriebsunfall erklärt, der sofortige Wiederaufstieg steht in Planung. Wieder ist der Kader klein, doch die Qualität soll für die Bayernliga zu hoch sein. Mit Chrischa Hannawald, einem ehemaligen Nationaltorhüter mit Günzburger Wurzeln wurde ein renommierter Trainer verpflichtet. Im Kader befindet sich ein US-amerikanischer Nationalspieler, ein Grieche und ein Kroate. Handballexperte und VfL-Physio Hans-Peter Beer erkannte in der Kaderliste einen Spieler aus dem ihm gut bekannten Potsdamer Handballinternat.
Bislang scheinen die Pläne der Samstagsgastgeber aufzugehen. Mit 10:0-Punkten steht der Handball-Sportclub einzig ungeschlagen an der Tabellenspitze. Im Schnitt ließ die beeindruckende Abwehrmauer ganze 18 Tore zu. Das ist auch noch aufgerundet. Letztes Opfer des “Unterfränkischen Catenaccio”: Der TSV Haunstetten, der sehr humorlos mit 30:13 abgefertigt wurde. Nur echte Leistungssportler, die durch das Stahlbad vieler Tiefen und Höhen gegangen sind, können so etwas in dieser Konsequenz durchziehen. Der VfL nicht.
Dennoch dauert die Saison lange, auch die 10:0-Punkte sind nur eine Momentaufnahme. Am Samstag sind die Bad Neustädter bereits zum fünften Mal Gastgeber. Ihr Kader ist dünn. Und auswärts sind die Ergebnisse knapper. Bei der starken Rimparer Zweitligareserve schrammten die Hannawald-Schützlinge mit einem 20:21 haarscharf am ersten Punktverlust vorbei.
Die Günzburger freuen sich auf die ordentliche Herausforderung. Die Außenseiterrolle liegt ihnen deutlich mehr als die Bürde des Favoriten wie man seit dem Haunstetten-Debakel weiß. Diese Niederlage verhindert für die Begegnung auch das Prädikat “Spitzenspiel”: Es ist leichter als kleiner David den Goliat frech zu triezen als überlegen einen Kampf zu verwalten. Dazu ist die Mannschaft viel zu unerfahren. Ohne Fight um jeden Millimeter Hallenboden können “Jäger & Co.” noch kein einziges Bayernligaspiel gewinnen. Damals, noch in der Landesliga, in Germering hätte man das lernen können, später gegen Anzing, unlängst in Augsburg. Das sollte wirklich reichen.
Am Samstag wird es weder an der richtigen Einstellung noch an der Außenseiterrolle als gute Spielvoraussetzung fehlen. Die Günzburger Handballfans sind sehr gespannt wie sich die VfL-Männer beim Primus schlagen.
Zur Unterstützung der Mannschaft wird ein Fanbus eingesetzt, der um 14.00 Uhr vor der Sporthalle Abfahrt.