Bayernliga-Männer: HSC Bad Neustadt – VfL Günzburg 32:24 (16:12)

In einem starken Bayernligaspiel unterlag der VfL Günzburg beim HSC Bad Neustadt mit 32:24 (16:12). Handball in Bad Neustadt macht sichtlich Spaß, über 500 Zuschauer fanden den Weg in die Bürgermeister-Goebels-Halle, ähnlich wie in Günzburg ist eine hohe Identifikation zu spüren. Wuselig geht es im Foyer zu, fast schon wie in einer gut besuchten Sportgaststätte, interessiert wird der Pressekonferenz zugehört. Man ist an der Saale stolz auf die Rhöner Handballbuben.

Die Günzburger freuten sich auf das Spiel bei den kaum Besiegbaren, Die Außenseiterrolle hatte in den letzten Jahren immer besonders Spaß gemacht. Der Fanbus war gut gefüllt, einige Pkws machten sich auf den weiten Weg und Damentrainer Peter Kees fuhr mit einem Teil seiner Schönen nach dem 16:31-Auswärtserfolg in Schweinfuhrt quasi als Glückbringer in die unterfränkische Nachbarschaft. Beim Anpfiff war beidseits alles herrlich angerichtet für ein Handballfest.

Den besseren Start erwischten die Gastgeber. Mit hohem Tempo und einer Angriffskonzeption außerhalb der Spielvorbereitung führten sie schnell mit 3:0. Schon da zeigte sich der anfangs der kleine Unterschied. Die Bad Neustädter Torwarte präsentierten sich als Meister ihres Faches und parierten etliche “Unhaltbare”. Beeindrucken ließen sich die Schwaben davon nicht. Nico Jensen gelang mit einem herrlichen Schlagwurf irgendwie um einen Hünen herum das erste VfL-Tor zum 3:1. Beeindruckend schnell fegten beide Teams über das Parkett. Der VfL-Abwehr fehlte der aller letzte Zugriff. Nach dem 5:1 durch das amerikanische Kraftpaket Gary Hines, dem vermutlichen Erfinder des Sixpacks, brachte Trainer Hofmeister Pascal Buck und Michael Jahn. Das stabilisierte die Deckung. Beim 8:5 war Schlagdistanz erreicht. Da Pascal Buck und Michael Jahn auch im Angriff eine mutige Partie spielten, hofften die VfL-Fans ganz kurz auf ein schwäbisches Handballmärchen an der Saale. Doch der Tabellenführer wackelte nicht richtig, kraftvoll waren seine Aktionen. Das 16:12 durch den neunfachen Torschützen Vilim Leskovic war ein harter, aber gerechter Halbzeitstand.

Bereits in der 37. Minuten erhielt Torjäger Konstantin Singwald seine dritte Zeitstrafe. Die Überzahl nützten Nicolai Jensen und Manuel Scholz um auf 20.17 heranzukommen. Der VfL gab wirklich alles. 21:18! Näher als auf drei Tore kam man allerdings nicht heran, da nützte alles kämpfen, alles rennen nicht.

Grund war der “zweite Wettkampf”. Die großen Sportspiele mit Ziel und Verhinderer, dem sogenannten Torwart, wie Fußball und Handball sind zweigeteilt. Der erste Wettkampf besteht aus dem Herausarbeiten einer verwertbaren Chance. Der zweite Wettkampf ist ein Kampf Mann gegen Mann: Schütze gegen den Torwart. Wegen der Raumverhältnisse kommt diese Duell in der schönsten aller Sportarten, dem modernen Hallenhandball, deutlich häufiger vor als bei der bedeutenderen Schwester. Diesen “zweiten Wettkampf” gewann der HSC weit häufiger als der VfL. Hinten wie vorn.

Dazu kam der zweifache Zerberus: Eigentlich gibt es nur einen, der das Tor bewacht. Dieser eine “Höllenhund” schien kurz besiegt. Chrischa Hannawald nahm ihn vom Feld. Doch anders als in der griechische Mythologie hatte Bad Neustadt einen zweiten, nicht viel-köpfig, aber scheinbar vielarmig. Selbst ein Altphilologe hätte damit nicht rechnen können.. Auch der zweite Torwart war kein Ersatz und vernagelte das Tor Bestimmt war nicht jeder VfL-Wurf der Knaller, viele gute waren allerdings schon dabei.

Und so kippte das Spiel. Drei Tore in Folge bedeuteten das 24:18 in der 45 Minute. Eine schwere Hypothek gegen einen solchen Gegner, zumal der VfL den geheimnisvollen zweiten Wettkampf weit seltener gewinnen konnte. Wird das Missverhältnis zu groß, kann vielleicht noch ein Fußballspiel aufgrund der wenigen Abschlusschancen erfolgreich gestaltet werden, ein Handballspiel mit Hämmern im Minutentakt nicht. Der VfL kämpfte, auch die Torhüter rangen um die Wende. Doch sie gelang nicht, es war nicht der Tag von Patrick Bieber und Dennis Mendle. Die Tore des Handballsportclubs fielen immer leichter, vorne wurde ein Durchkommen immer schwieriger, obwohl Rückraum und Kreis Saisonbestleistung boten. Am Ende stand ein arg nüchternes 32:24 auf Spielbericht, weder Papier noch online-Spielbericht unterscheiden zwischen zwei Wettkämpfen.

Bei der Pressekonferenz gingen die besten Handballfreunde Chrischa Hannawald und Stephan Hofmeister nicht sehr ins Detail. Persönlich war das urplötzliche Gegeneinander ungewohnt: Der Mentor durfte seinem früheren Riesentalent und späterem Nationaltorwart gratulieren. Auch das Duell hatte seine Fans: Chrischa Hannawalds Familie war aus Krumbach angereist und Joachim Lutteri, Mitspieler aus Hannawalds VfL-Jugendtagen und ewiger Kapitän in Hofmeister-Teams kam mit Frau und Fußballkind eigens aus Langenau angereist.

An Atmosphäre hat es wirklich nicht gefehlt.

zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=MeetingReportHBFOP&meeting=6277101&etag=73bca457-7171-4a4d-96cb-b352aecb84b2