Bayernliga-Männer: VfL Günzburg – TSV Friedberg

An Allerheiligen um 17.15 Uhr empfangen die VfL Handballer den punktgleichen TSV Friedberg zum Schwabenduell. Eine ungewohnte Zeit für so einen Kracher. Doch Terminplaner Jürgen Kees waren wieder einmal die Hände gebunden, überwiegend niederklassiger Hallenfußball blockiert einen Großteil der winterlichen Wochenendtermine in der Rebayhalle. Wäre in dieser Saison nicht zufällig Home-Handball-WM und ein damit verbundenes Spielverbot, so wären die VfL-Heimspiele nicht mehr geordnet durchführbar gewesen. Daraus ergibt es sich zum einen, dass der Traditionsverein VfL Günzburg in der Zeit ab 01.12.18 bis 26.01.19 seinen Fans keine Heimspiele bieten kann und zum anderen eben, dass man als einziger bayrischer Spitzenverein an Allerheiligen spielen muss. Wenigstens stimmte der BHV einer Verlegung von 16.00 Uhr auf 17.15 Uhr, sonst wären die meisten Handballfans noch auf dem Friedhof gewesen. Schließlich werden in Günzburg noch Traditionen geachtet.

Im aller letzten Spiel der Saison 17/18 lieferten sich beide schwäbischen Handballhochburgen ein packendes Duell um die Vizemeisterschaft. Zwei Fanbusse, eine Zugfahrgemeinschaft und viele Pkws waren damals in die Herzogstadt Handball-gepilgert. Ganz am Ende unterlagen damals die Hofmeister-Schützlinge. Auch diese Saison marschieren beide Teams im Gleichklang: 8:6-Punkte sind die unbedeutende Zwischenbilanz. Umso wichtiger wird das Ergebnis: Der Sieger findet Anschluss nach oben, der Verlierer betoniert erst einmal Mittelfeld.

Beim TSV Friedberg tut sich personell immer einiges. Für Außenstehende überraschend wurde der Trainer gewechselt. Mit Fadil Kqiku kam der Aufstiegstrainer der HSG Würm-Mitte, vor allem weil er eine kürzere Anreise zum Training bevorzugte. Schließlich hat er noch ein aufwendiges Nebenamt als Mitglied des Trainerstabes der kosovarischen Handballnationalmannschaft. Die 14:30-Niederlage gegen das DHB-Team vor 2300 begeisterten Zuschauern am Wochenende dürfte ein Karriere-Höhepunkt gewesen sein. Einige Spieler hörten aus unterschiedlichen Gründen auf. Dafür kam “Krake” Stefan Tischinger vom TSV Haunstetten, Luca Kaulitz vom TSV Ottobeuren und Timo Riesenberger aus Bad Neustadt. Nur gegen das sehr heimstarke Bad Neustadt verlor der ehemalige Drittligist chancenlos, die Niederlagen an den letzten beiden Spieltagen in Bayreuth (27:24) und zuletzt zu Hause gegen die DJK Waldbüttelbrunn (25:27) waren knapp und bittere Last-Minute-Produkte. Der frühe Verlust des Heimnimbus schmerzt dabei arg. Der Handball der Friedberger ist hoch und körperbetont. Die Defensive um die Hünen Thiel und Dittinger ist nicht nur im übertragenen SInn riesig. Im Angriff wird vornehmlich auf die Durchschlagskraft von Fabian Abstreiter gesetzt, der die Torschützenliste der Bayernliga mit 54 Treffern anführt. Das sind im Schnitt 7,71 Tore. Da wirken die 4,29 Treffer des siebzehnten und besten Günzburgers der Torjägerliste Jonas Lehr eher bescheiden. Die Last und Freude des Abschlusses, auch in entscheidenden Situationen ist bei den Weinroten auf mehreren Schultern verteilt, sogar auf der von Axel Leix.

Nach dem starken Spiel gegen die HSG Würm-Mitte haben die Verantwortlichen erleichtert zur Kenntnis genommen, dass die junge Mannschaft seit dem unerfreulichen “Haunstetten-Ereignis” mittlerweile bewusst und vernünftig mit der immer noch ungewohnten Favoritenrolle umgeht und erfolgreich vorausrennt. Nun möchte die Mannschaft um Torwart Patrick BIeber den Schwung mitnehmen und auch endlich gegen ein Spitzenteam der Liga zu gewinnen. Schlecht war es in Bad Neustadt nicht, aber halt nicht gut genug. Das soll an Allerheilgen anders werden, schließlich ist der herrlich blaue Boden in der Bayernliga noch von Niederlagen unbefleckt. Nur im Falle eines Sieges läge er freitags noch gleich schön da..

Ein besonderes Spiel wird es für Manuel Scholz, der ein Jahr in Friedberg spielte und ein ganz besonderes für Stefan Knittl, einem echten Friedberger Handballkind. Er wurde für das Derby eigens geschont. Denn der Hallenfußball stellt den Handballern viele Aufgaben. So muss nicht nur an Feiertagen gespielt werden, sondern auch eine englische Woche absolviert werden. Gleich am Samstag geht es weiter in Lohr. Drei Spiele in einer Woche sind auch für Handballverrückte, die ihre gesamte Freizeit opfern, eine schwierige Herausforderung, bei der plötzlich die Theorien von Hitzfelds Rotationsprinzip zur Praxis werden. Dass nur die Günzburger diese Englische Woche haben ist sicher auch kein Vorteil für die darauffolgenden Aufgaben, sondern ein Hallenfußballergebnis.