Bayernliga-Männer: HaSpo Bayreuth -VfL Günzburg 29:24 (10:13)

Trotz der 29.24-Auswärtsniederlage (Halbzeit: 10:13) bei dem verletzungsgebeutelten HT München war natürlich nicht alles schlecht. So boten Zeitnehmer, Sekretär, aber auch die vier freundlichen Ordner eine rundum unauffällige Leistung. Und man lese und staune, sogar einer der wenigen bayrischen Schiedsrichterbeobachter war in der Halle. Außerdem stimmte das Überzahlspiel, eigentlich immer ein gutes Zeichen für eine durchdachte taktische Vorgehensweise. Was allerdings die 1. Günzburger Männermannschaft insgesamt auf dem Spielfeld ablieferte, war selbst für ihre wechselvolle Geschichte zwischen Europapokal und Kreisliga eine Schande. Froh war Trainer Hofmeister nur ganz kurz nach dem Spiel als klar wurde, dass die Münchner auf das Trainergespräch der Vergangenheit verzichteten. Er wäre sprachlos gewesen. Beim Einstieg in den Bus musste er an Edelfan Werner Pfeifer vorbei. Nach dem Bundesligarückzug blieb der Sportbegeisterte jahrelang der Rebayhalle fern, über die JBLH-Ära und die Rückkehr der Männer ins Bayrische Männerhandball-Oberhaus fand er wieder zurück zur Lieblingssportart der Günzburger. Verlegen entschuldigte sich Stephan Hofmeister für den Auftirtt seiner Mannschaft. Das war nicht nur daher gesagt, sondern für so einen verpatzten Samstagabend das mindeste.

In der Starformation durften die Jungen ran. Stephan Jahn hielt nach vielen guten Trainingsleistungen die Spielfäden auf der Rückraummitteposition fest in der Hand und zeigte nicht nur wegen seiner zwei Rückraumknaller eine ausgezeichnete Leistung. Und auch Frieder Bandlow, er sollte zum mit Abstand besten VfL-Spieler an diesem Abend werden, startete auf Rechtsaußen. Das 1:0 erzielte Martin Dauhrer, der unberechenbarste HT-Spieler. Postwendend traf Frieder Bandlow zum 1:1. Mit leichten Vorteilen für die Gastgeber ging es dann weiter. Eng war es. Fünfmal stand es in einer langen Phase des Abtastens unentschieden. Schon zu diesem Zeitpunkt trafen die Günzburger etliche Fehlentscheidungen, übersahen mal den Kreis oder blieben zu statisch an der Seitenauslinie, anstelle den viel günstigeren Weg über die offene Spielfeldmitte zu nehmen. Beim 10:8 durch Johann Hauke Holst hatten die Schützlinge von Trainer Sorger allerdings erst einmal ihr Pulver verschossen, überall war das Fehlen ihrer Handball-Ikone Johannes “Danger” Borschel zu spüren. Wesentlichen Anteil an der Wende hatte Frieder Bandlow, der nun im Rückraum eingesetzt wurde und sich als Linkshänder gegen die offensive Deckung leichter tat. Mustergültig setzte er zweimal Jonas Lehr auf Rechtsaußen ein, was den 10:10-Ausgleich bedeutet. Ein weiterer Lehr-Treffer vom Siebenmeterpunkt bedeutete die erste Führung für seine Weinroten. Eine Überzahl kurz vor der Halbzeit wurde clever ausgespielt und so ging es mit 10:13 auf der Anzeigentafel zur Halbzeitbesprechung. Größere taktische Probleme gab es nicht zu besprechen.

Noch deutete nichts auf ein schweres sportliches Versagen hin. Gleich nach dem Wiederanpfiff erhielt Martin Dauhrer eine weitere Zeitstrafe. Wieder schlug der VfL unbarmherzig zu. 10:15 hieß. Die Abwehr stand zu diesem Zeitpunkt sicher Eine Gegenstoßchance zum 10:16 blieb kläglich ungenutzt. Das kann bei dem Lauf schon mal passieren, doch es war die Schlüsselszene. HT München produzierte im Angriff Fehler auf Fehler. Wie von selbst ergaben sich bei klarer Führung beste Möglichkeiten zum Tempospiel. Bei dieser scheinbar einfachsten aller Übungen, der Chance zu den einfachen Toren, produzierten die Günzburger seltenen “Entscheidungsmüll”. Dieser Schuss geht bei der schnellen Sportart immer nach hinten los. Wer frei vergibt oder sich einen Abspielfehler leistet, befindet sich beim Rückzug in Minderzahl. Und so nutzten die kampfbereiten Oberbayern das Gegenstoßversagen zu eigenen leichten Toren. Sieben Minuten später erzielte Hermann Jochanan den 16:16-Ausgleich. Ein paar Zeigerumdrehungen später stand es 18:16. Die vielen dummen eigenen Fehler machten aus einer Mannschaft einen Hühnerhaufen. Der Angriffsplan ging verloren, plötzlich war die HT-Defensive schier unüberwindlich. Einzeln war der VfL-Einsatz noch zu erkennen. Daniel Jäger schaffte den18:17-Anschluss. Auch Michael Jahns Anschlusstreffer zum 19:18 nährte die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität. Als der Rückraumspieler dann eine Zeitstrafe erhielt, enteilten die Spieler um den ehemaligen österreichischen Nationalspieler Wöss wieder auf 22:18. Jäger, Knittl und zweimal Bandlow erzwangen mit vollem Einsatz das 22:22. Sollte die Tempospiel-Tragödie doch noch mit einem Happy-End enden können. Nein, beschämende Fehler im Angriff und die zweite Zeitstrafe gegen Michael Jahn.begruben alle Hoffnungen. Beim 26:22 war die traurige Messe gelesen. Wer so viele Fehler selbst produziert, kann nirgendwo gewinnen. Das 29:24 war gerecht.

Die erste Männermannschaft des VfL Günzburg liegt mit 14:12-Punkte weit hinter den Erwartungen zurück. Die begeisternde Mannschaft der Saison 17/18 gehört der Vergangenheit an. Wenigstens ist der VfL Günzburg breit aufgestellt, für die positiven Schlagzeilen in dieser Saison sorgen die Damen und das JBLH-Team.

zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=6277108&etag=89a74d34-7ef0-4255-b589-e714f2bcdf20