Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TSV Lohr 29:25 (12:9)

Die Niederlagen der letzten Jahre gegen Mannschaften, die in der Tabelle deutlich schlechter standen waren offensichtlich lehrreich. Abstiegskandidat TSV Lohr wurde zu keinen Zeitpunkt unterschätzt, im Gegenteil “Daniel Jäger & Co:” wussten, dass Lohr nicht nur eine erfahrene Europaauswahl, sondern auch das unbeliebte Abstiegsgespenst im Gepäck hat. Der erbarmungslose Ungeist bewirkt bei Betroffenen zum Saisonende höchste Konzentration und mobilisiert aller letzte Kräfte. Wenn man sich da auf tabellarischen Vorteilen ausruht, dann droht der Außenseitersieg. Die VfL-Fans erinnern sich ungern an die letztjährigen Überraschungsniederlagen im Saisonfinale gegen die vormaligen Abstiegskandidaten aus Anzing und Unterhaching.

Am Ende stand ein verdienter 29:25-Erfolg auf dem Spielbericht (Halbzeit:12:9)  Unterschätzt wurde an diesem Tag gar niemand, nicht einmal die ausgezeichneten Schiedsrichter, unter deren Leitung der VfL bislang noch kein Spiel gewinnen konnte. Den Torrreigen eröffneten die Gäste mit zwei Treffern von Jonathan Born und Jvan Majic. Die Anfangsprobleme lagen weniger in der Abwehr als im Angriff, wo man auf eine sehr robuste und hohe Innenverteidigung stieß, die so gar nicht nach Abstiegsproblemen aussah, zumal dahinter auch noch ein wahrer Torwart-Hüne und echter Könner  steht, an dem die VfL-Youngster im ersten Bayernligajahr noch verzweifelten. Mittlerweile wird deutlich schlauer geworfen.

Die erfolgreichsten VfL-Torschützen an diesem Tag Daniel Jäger und Pascal Buck, beiden gelang ein riesen Spiel, glichen den Anfangsrückstand schnell aus. Die Zuschauer erkannten, dass die Günzburger Abwehr auf ihre Gegenspieler bestens eingestellt war und wenn Würfe auf das Tor kamen, dann war Patrick Rösch da und entschärfte selbst schwierigste Bälle wie einen Siebenmeter beim Stande von 3:3. Da kein Mensch absteigen will und der TSV Lohr in der Landesliga rein gar nichts zu suchen hätte, blieb es bis zum 6:6 ausgeglichen.

Danach wurde im Angriff besser die gesamte Spielfeldbreite genützt. Pascal Buck, Jakob Hermann und zweimal Michael Jahn sorgten mit einem energischen Zwischenspurt zur ersten deutlichen Führung (10:6). Michael Jahn zeigte in dieser Phase, dass er nicht nur top verteidigen und werfen kann, sondern überzeugte auch als Anspieler und beim Einleiten von Gegenstößen. Weil der Angriff wieder zu oft den Erfolg gegen das zupackende Lohrer Abwehrzentrum suchte, gelang den Mainfranken bis zum 12:9-Pausenpfiff eine Resultatsverbesserung. So ein Abstiegsgespenst treibt halt an.

Nur Kleinigkeiten mussten in der Halbzeit besprochen werden. Es war zu spüren, dass sich keiner wie weiland Goliat zum Deppen (bayrische Auslegung des Alten Testamentes) machen lassen wollte. Die Schwaben drückten nun auf das Tempo. Jonas Lehr, der an diesem Tag mit seinen Kunstwürfen ein wenig Pech hatte, erzielte beim 19:13 den ersten Sechs-Tore-Vorsprung. Raphael Groß gelang das mit einem raffinierten Leger später noch einmal zum 23:17. Weiter weg ging es aber nicht. Die Defensive verlor ihre Sattelfestigkeit, viele Innenverteidiger mussten durchspielen. Axel Leix wurde zur Entlastung schmerzlich vermisst. Immerhin ist bei ihm keine OP nötig, so dass er nach Ostern im Saisonfinale vermutlich wieder mitkämpfen darf. Beim Spielstand von 29:25 wurde dann ein Spiel abgepfiffen, bei dem auch zwei Handballwelten aufeinander getroffen waren. Weil den Lohrern ein Kreisläufer fehlte, wurde zum Jahreswechsel nachgerüstet und der Kroate Jvan Majic, der zuletzt bei einem slowenischen Erstligisten spielte, verpflichtet. Beim VfL läuft das anders weil Kapitän Axel Leix fehlt, stand erstmals der A-Jugendliche Sebastian Grabher im Kader. Zu einem Einsatz hat es zwar noch nicht gereicht, der wird aber auch noch kommen.

Der VfL kämpft weiter munter um Platz 3, DJK Waldbüttelbrunn hat sich mit einer Niederlage in Rimpar endgültig als Bad-Neustadt-Verfolger verabschiedet und ansonsten wird viel gegen den Abstieg gespielt. Selbst der Siebte SG Regensburg mit einem fast ausgeglichenen Punkteverhältnis von 20:22 dürfte noch unangenehmen Landesliga-Geruch wahrnehmen.

Am Montag ist trainingsfrei.

zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=6277193&etag=06dbb175-76c7-4721-affc-83b88bdce818