Bayernliga-Handball: TSV Rothenburg – VfL Günzburg 22:33 (13:14)

Ungewohnt gut gelaunt erlebte man Cheftrainer Hofmeister nach dem 22:33 (13:14)-Auswärtscoup bei den stark abstiegsgefährdeten Rothenburger Ballwerfern. Er schien ernstlich zufrieden. Vor allem zwei Dinge scheinen seine Schützlinge verstanden zu haben. Zum einen ist handballerische Überlegenheit keine zwingende Funktion des reinen Tabellenstandes, sondern eines engagierten Auftrittes und zum anderen haben die VfL-Spieler begriffen, dass ihre Probleme fast immer im Angriff beginnen, wenn das vielfältige technische Rüstzeug taktisch undiszipliniert zu zu frühen und räumlich ungünstigen Abschlüssen missbraucht wird. Erst das eröffnet dem Gegner die einfachen Tore über den Gegenstoß.

Es war herrlich angerichtet in der Rothenburger Sporthalle, die wunderschön an der mittelalterlichen Stadtmauer liegt. Viele, sehr engagierte Zuschauer freuten sich auf einen aufopferungsvollen Nichtabstiegskampf. Vieles erinnerte an VfL-Heimspiele, schade dass es kein Frisbee-Spiel gab. Die Gastgeber konnten jedoch nur in der ersten Halbzeit Bayernliga-Ansprüchen gerecht werden, zu stark war der VfL auf den erwarteten Abstiegskampf focussiert..

Das 1:0 erzielte Andreas Kistler. Nicolai Jensen, der als cleverer Spielorganisator und Torjäger überzeugte, erzielte für seine Farben den ersten Ausgleich zum 2:2. Die VfL-Deckung war gut eingestellt, wusste welche Art Rückraumspieler auf sie zustürmte. Und dahinter zeigte sich Torwart Patrick Bieber aufmerksam, insgesamt drei Siebenmeter sollte er halten. Stefan Knittl erzielte das 2:3. Doch Absetzen war noch nicht. Laut angefeuert geben die HSG Spieler alles. Stark individualisiert ist ihr Handball, jeder rennt und kämpft, der taktische Leitfaden schien an diesem Tag allerdings zu fehlen. Zu oft wurde sich quasi mit dem Ball unterm Arm in der fleißigen VfL-Defensive fest gerannt. Das reichte erst. Bis zum 6:6 war die Begegnung ausgeglichen. Dann führten die Schützlinge von Csaba Szücs meist mit ein, zwei Toren, ehe sich das VfL-System mehr und mehr durchsetzte. Plötzlich fielen die Tore leichter und es stand 10:13.Jakob Hermann drückte in dieser Phase dem Spiel seinen Stempel auf. Leider verletzte sich in dieser Phase Pascal Buck am Knie. Eine Schrecksekunde für sein Team und vor allem seinen Vater, der wie immer engagiert unter den Zuschauern mit fieberte. Zuerst sah es nicht so schlimm aus, dann schwoll das Gelenk aber doch stark an, so dass eine genaue Diagnose abgewartet werden muss. Da es sich der Angriff in dieser Phase zu leicht machte, wurde der erste Vorsprung wieder verspielt und es ging knapp und schiedlich mit 13:14 in die Kabinen.

Nach Wiederanpfiff der ausgezeichneten Schiedsrichterinnen Sabrina Kleinheinz und Lisa Wenzke veränderte sich das Spiel. Ein immens cleverer Youngster Frieder Bandlow erzielte nicht nur den 15., 16. und 17. Treffer, sondern schaltete auch den starken Gastgeber-Rückraumlinks, immerhin zweiter der Torjägerliste komplett aus. Nur kämpfen reichte nicht mehr, die Franken bissen sich komplett fest und so stand es in der 40 Minute 17:22. Kein Aufbäumen der Abstiegskandidaten. Das VfL-System, das breit auf alle sechs Feldspieler gleichermaßen setzt, griff voll. Jeder Weinrote konnte sich in die Torschützenlisten eintragen. Nach 50 Minuten hieß es uneinholbar 18:28. Daniel Jäger machte hinten wie vorne ein bomben Spiel. Beim 20:32 war ein 12-Tore-Vorsprung heraus gespielt. Das 22:33 war ein auch in der Höhe verdienter Auswärtssieg, der so souverän ganz selten gelingt.

Da der TSV Friedberg verlor, ist der Verein für Leibesübungen nun alleiniger Dritter. HSC Bad Neustadt konnte gegen die HSG Würm-Mitte eine überlegene, vorzeitige Meisterschaft feiern. Dazu die herzlichsten Glückwünsche aus der schwäbischen Handballhochburg Günzburg. Im harten Abstiegskampf scheinen die Adler aus Regensburg mit 21:23-Punkten auf einem guten Weg. Der Eichenauer SV und die HSG Würm-Mitte sind schon ein wenig abgeschlagen, einen dritten und vermutlich vierten Absteiger werden HT München, der TSV Haunstetten und Rothenburg 2000 unter sich ausmachen. Dabei scheint Rothenburg trotz des kommenden fast aussichtslosen Duell gegen den Meister Bad Neustadt das “einfachste” Restprogramm zu haben.

Der VfL ist sorgenfrei.

zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=6277142&etag=4e26d80f-d75a-47da-a3bc-34e4560b3968