BAYERNLIGA-DAMEN: HG Zirndorf – VFL GÜNZBURG 32:36 (17:20)
Nach einer starken Leistung entführen die Günzburger Damen mit 32:36 (17:20) beide Punkte aus Zirndorf. Ein wenig Bammel hatte die Weinroten schon. Da waren zum einen die Heimergebnisse der Fränkinnen: 37:25 gegen HaSpO Bayreuth, 37:21 gegen Haunstetten II und 37:25 gegen EBE Forst United und zum anderen wartete in der Halle das ungeliebte Harzverbot. Außerdem war Trainer Jürgen Kees beruflich verhindert, so dass sein Bruder Peter alles alleine machen musste.
Es war wohl auch der Schwere der Aufgabe geschuldet, dass viele Fans die Reise ins Mittelfränkische antraten. Der Fanbus war fast voll. Martina Jahn hatte ihren kleinen Bruder Alexander und ein paar seiner A-Jugendfreunde zum Trommeln bestochen. Lärm kann auswärts nie schaden Engagierrte Handballmamas reisten extra an. Echte Fankultur hat sich bei den Damen entwickelt. In der Halle war alles bestens angerichtet: Glühwein, Fränkische und Steaks vom Grill.
Dann der nächste Schreck: Trommelverbot im Wohngebiet. Gut dass der Chor der A-Jugendlichen stimmgewaltig und sangesfreudig ist!
Die Einwärmung passte zu düsteren Vorahnungen. Bis zur Hallendecke wurde ohne den geliebten Kleber hinauf geworfen.
Dann ging es los: Schnell merkten die Günzburger Schönen warum in Zirndorf so viele Tore fallen. Das Tempospiel der Gastgeberinnen ist nur schwer zu stoppen. Jeder Fehler wird überfallartig bestraft. Da anfangs Abwehrchefin Martina Jahn, die erneut hinten wie vorne eine einwandfreie Leistung ablieferte, gegen eine Angreiferin auf weitem Weg getauscht wurde, ging zusätzlich wertvolle Zeit zum Zurücklaufen verloren. Auch deswegen lagen die Vorteile zunächst bei der HG. 6:3 und 9:6 lauteten die Zwischenstände. Im Angriff wurde noch viel neben und übers Tor gewrofen, nur darunter ging es nicht. Einzig Lena Götz scherte sich nicht um “kein Harz”, eine echte Torjägerin bombt halt auch ohne Klebstoff. Der äußerlich ruhige und hoch Handball-erfahrene Peter Kees justierte taktisch ein wenig nach. Martina Jahn blieb nun auch im Angriff auf dem Feld. Außerdem sind die Weinroten anpassungsfähig. Das gilt nicht nur für die neue Spielklasse, sondern auch für den Umgang mit dem nackten, glatten Ball. Beim 11:11 war der Ausgleich geschafft. Die überragende Alena Harder nütze wie so oft jede noch so kleine Lücke. Und weil die Abwehr stärker wurde, klappte es plötzlich auch mit dem Gegenstoß. Immer wieder wurde Nina Porkert erfolgreich auf die schnelle Reise geschickt. Beim 13:15 stellte der Chor der A-Jugendlichen auf Freudengesang um. Doch es blieb ein hartes Stück Arbeit, auch weil Lisa Gremmspacher die ersten 20 Minuten unglücklich agierte. Trainer Kees dürfte mit sich gerungen haben. Doch seine Entscheidung die Torfrau nicht zu tauschen, erwies sich im Nachhinein als richtig. Erst steigerte sich die Gremmelspacher und in der zweiten Halbzeit wurde sie zur besten Spielerin eines sehr starken Günzburger Teams. Zuerst wurde aber noch beim 17:20 gewechselt.Was für eine Damen-Tore-Jagd!
Die Pause tat den begeisterten Zuschauern gut. Essen und Trinken beruhigt. “Ganz nüchtern betrachtet”, erklärte Sangesfreund Alexander Jahn später in einem Gespräch mit seiner großen Schwester, “macht Anfeuern durstig”: Die Zirndorferinnen hatte die Halbzeit gut genützt und waren zum Tempospiel der Anfangs-Viertelstunde zurück gekehrt. Doch jetzt stand Lisa Gremmelspacher immer wieder goldrichtig im Weg. Ohne diese Leistungssteigerung wäre der fränkische Ansturm nicht so glimpflich ausgegangen. zwar kamen die HG-Spielerinnen beim 21:22 und 23:24 bedrohlich nah, doch der VfL blieb nervenstark. Vom Harzverbot war nichts mehr zu sehen. Beim 23:26 war erneut ein Drei-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Tenor Jan Schüller, im A-Jugendchor auch für die Technik zuständig, spielte nun Weihnachtslieder aus der Box ein. Das war neben Harz und Trommeln aber auch verboten und so blieb alles im Rahmen, auch wenn ihm das auf den empfindlichen Magen schlug.
Auf dem Spielfeld fiel die Vorentscheidung in Günzburger Überzahl. 25:30 war der erste größere Vorsprung gegen einen Gegner, der alles gab. In der 51. Minute setzte der Zirndorfer Coach mit doppelter Manndeckung gegen Alena Harder und Lena Götz alles auf eine Karte. Über das ganze Feld erzielte Lisa Gremmeslpacher nun ein Tor. Das schien den Willen zu brechen. In der 54. Minute stand es 26:33. Der freundliche Busfahrer ging hinaus und baute den VfL-Bus auf Party-Modus um. Das Spiel begann zu plätschern: Torhunger und Tempolust schienen endlich gestillt. Am Ende stand ein 32:36 auf der Anzeigentafel.Jürgen Kees bange Blicke auf seinen persönlichen Liveticker hatten ein Ende. endlich konnte der Vielbeschäftigte ruhig im Geschäft Weihnacht feiern. Er hat es verdient.
Es war eine fröhliche Heimfahrt, auf der sich Damen- und A-Jugend ein vorweihnachtliches Sangesduell lieferten.