BAYERNLIGA-DAMEN: VFL GÜNZBURG – SG FC MINTRACHING/ TSV NEUTRAUBLING 22:25 (11:11)

Der VfL Günzburg unterlag in einem packendem Kampfspiel der Spielgemeinschaft aus Mintraching und Neutraubling verdient mit 22:25 (11:11). Schon bei der Einwärmung erkannten die Gebrüder Kees, dass da keine Mannschaft angereist war, die brav die Punkte beim starken Absteiger abliefern wollte. Körpersprache und Engagement warnten vor einem Gast, der beweisen wollte, dass der Heimsieg zu Rundenbeginn kein Handballzufall war. Trotz des betont gesundheitsbewusstem VfL-Catering im Foyer, erinnerte einiges an sehr heißes Fritten-Fett an diesem Tag..

Anfangs kochte noch nichts über, im Gegenteil Tanja Stoll erzielte die ersten beiden Treffer der Begegnung und sorgte für Rundum-Zufriedenheit bei ihren erfolgsverwöhnten Handballfreundinnen und deren begeisterten Fans. Doch die Oberpfälzerinnen traten auf die Spaßbremse. Mit hohem Körpereinsatz, meist einen kleinen Schritt schneller als die Schwäbinnen gelang beim 4:4 der erste Ausgleich. Von Anfang an im Mittelpunkt Torhüterin Lea Platzer, die sich mit zahlreichen Paraden, präzissen Gegenstoßpässe und einem Torerfolg auszeichnete. Ungewöhnlich viele technische Fehler und “Fahrkarten” mussten die zahlreichen Zuschauer mitansehen. Es war jedoch kein technisches Unvermögen, sondern das Ergebnis heftiger Gegenwehr, fast undamenhaftem körperlichen Einsatz und hohem Risiko aus Positionen zu werfen, die da eben noch übrig blieben. Siebenmal sollte es nun bis zur Halbzeit unentschieden stehen. Das war nichts für schwache Nerven, Handballästheten oder kleine Mädchen. Harte Teamarbeit war gefragt, es wurde beidseits mehr verhindert als gestaltet, fast wie bei einer Männer-Europameisterschaft. . Bei 28:28 Minuten und Sekunden gelang Martina Jahn per Siebenmeter der 11:11-Ausgleich. In anderen Spielen fallen da schon noch zwei, drei Tore – nicht in dieser umkämpften Partie. Es sollte schon der Halbzeitstand sein..

Die Pause tat gut, auch den Fans, weniger als sonst wurde geflachst. Hastiger als sonst getrunken, geraucht und gegessen. Man wollte ja nichts verpassen in dieser Spannungs-geladenen Atmosphäre..

Martina Jahn eröffnete den Torreigen der zweiten dreißig Minuten. 12:11! Erinnerungen wurden wach, oft waren die Bayernligaaufsteigerinnen nach dem Wiederanpfiff enteilt. Doch die Spielerinnen aus Mintraching und Neutraubling, rannten, stellten sich in die Laufwege, dann wieder diese Torhüterin, es schien eine Übermacht zu sein. Ausgleich, wieder dreimal unentschieden.

Dann kippte die Partie. Erst gelang Spielmacherin Carina Märhofer und Lea Röhrl die 14:16-Führung und wenig später enteilte der entschlossene Gast durch zwei weitere Treffer von Jasmin Lehner und Nell Stiller auf 15:19. Auch beim 18:22 führten die Oberpfälzerinnen noch mit vier Treffern.Auswärts hätte man den Partybus vorsorglich abbestellt. Doch es wäre zu früh gewesen, denn die drohende Heimniederlage weckte alle VfL-Reserven, Die Günzburgerinnen sind keine Spaßtruppe oder ein Mädcheninternat. Die letzten Erfolge waren das Ergebnis großartiger Kampfeslust. Das war nun zu sehen. In der 58. Minute waren die Weinroten durch Treffer von Lena Götz, Hannah Sperandio und Martina Jahn wieder auf Punkte-Tuchfühlung. 21:22 war auf der Anzeigentafel zu lesen, das Spiel packte in dieser Phase nicht nur die besorgten Handball-Mamas. Doch die Spielgemeinschaft blieb unerschütterlich, kein schwäbisches Happy-End. Zwei Treffer trotz zwischenzeitlicher Zeitstrafe, besiegelten das 21:24 bei 58:53! Das war die Entscheidung. Die Handballhochburg Günzburg war genommen.

Zwar monierte Peter Kees nach dem Spiel die vielen Fehler, erkannte aber auch an, dass der sehr clevere Gegner etliches davon aufzwang. Ergebnisse sind kein Zufall, sondern das Ergebnis einer einstündigen harten Auseinandersetzung. Am Dienstag wird das Spiel nachbesprochen, trotz des hohen gegnerischen Druckes hätte frau auch manches noch besser machen können. Und dann führt die Reise zum Tabellendritten HSV Bergtheim, der punktgleich mit dem VfL wartet. Der Handballspaß und die hohen Herausforderungen hören also nicht auf.