Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TV Erlangen-Bruck

Das Spitzenspiel als Momentum nach sechs Spieltagen zwischen dem Dritten VfL Günzburg und dem verlustpunktfreien Tabellenführer TV Erlangen -Bruck ist nur der Höhepunkt eines imposanten Günzburger Heimspielwochenendes. Welch ein Angebot am Samstag: Zuerst Damen-Landesliga (15.30 Uhr), dann kommen die Jung-Löwen in der JBLH (15.30 Uhr) und zum Abschluss: Das Spiel der Spiele in der Bayernliga. Und Sonntag? Geht es hoch attraktiv weiter u.a. das B-Jugend-Bayernliga-Derby gegen den TSV Niederraunau vor zwei BOL-Spielen. Wer kann so ein Programm schon bieten? Die Rebayhalle ist nicht mehr nur Ort schönster Europapokal-Vergangenheit, sondern auch eine ganz aktuelle, stolze Handballhochburg..

An so einem Handball-Wochenende muss natürlich auch das Drum-Herum passen. Schon traditionell zu den Herbstferien wurde eine Freikarten-Aktion gestartet. 500 Billets gingen an Günzburger Vereine und Schulen, quasi als Ferienevent. Damit es beim Bayern-Liga-Kracher ordentlich scheppert, kommen erstmals nagelneue Klatschen zum Einsatz. Gleich 5000 Stück stellten großzügige Team-Sponsoren zur Verfügung. Pünktlich zum drohenden Wintereinbruch wird erstmals in der Saison der VfL-Schal verkauft und für die Galerie soll es eine rote Wand werden, die den Spitzenreiter empfängt. Die Fans werden gebeten in Rot, der knalligen Vereinsfarbe zu kommen. Farbe bekennen ist wichtig, wenn der mittelfränkische Brocken in die Halle dringt.

TV Erlangen-Bruck gehörte schon letzte Saison zum Besten der bayrischen Eliteliga. Jäh und unvorbereitet wurden dem Traditionsverein im Schatten des alles auffressenden Erstligisten HC Erlangen 2017 Punkte abgezogen. Rein formal kam es bei den ausufernden Sonderspielberechtigungen zu einem Lapsus, Unsportlichkeit und Vorteilsnahme unterstellte niemand. Da derartige Mängel leider nicht nachträglich heilbar sind und der BHV unbedingt recht haben wollte, blieb es nach einigen Rechtsinstanzen und vielen Anwaltsschreiben bei den Punktabzügen. Urplötzlich befand sich ein Spitzenteam in Abstiegsgefahr. Erst ganz am Saisonende war alles wieder gut.

Ein Glücksfall für die Liga. Denn mittlerweile haben sich die Brucker zum Favoriten gemausert. In einer so ausgeglichenen Liga muss man noch abwarten wohin die Reise der Vereine wirklich geht. Der Gesamtauftritt der Mittelfranken ist allerdings jetzt schon spitzenmäßig. Hintereinander wurden die beiden Top-Meisterschaftsfavoriten DJK Waldbüttelbrunn und TSV Friedberg in die Schranken verwiesen und davor der starke Aufsteiger TSV Ottobeuren mir sage und schreibe 47:27 gedemütigt. Die Geheimnisse liegen vor allem im besten Umschaltspiel der Liga; mit Philipp Hirning verfügen sie über einen wahren Antreiber. Etliche Akteure verfügen über eine HC-Erlangen-Vergangenheit, wo man das Handball-ABC seit Jahrzehnten mit am besten lernt. Auf der Königsposition verfügen sie mit Steffan Mayer über den Führenden der Torschützenliste: Acht Tore im Schnitt, wobei viele Siebenmeter darunter sind, weist die Statistik aus. Insgesamt kein typischer Torjäger, sondern eher ein feinsinniger Techniker, der seine Nebenleute, davon hat er viele gute, geschickt in Wurfposition bringt.

Der VfL Günzburg freut sich arg nach der letztjährigen Zittersaison das Spitzenspiel der Bayernliga an diesem Wochenende ausrichten zu dürfen. Alles war im Nachhinein lehrreich und es wurden ganz offensichtlich die richtigen Schlüsse gezogen. Trainer Hofmeister sieht seine Schützlinge nicht einmal als Außenseiter: “An der Niederlage in Lohr waren wir selbst schuld. Sie war unnötig”. Alle anderen Spiele waren ergebnis-orientiert in Ordnung, besonders die Krisenresistenz in schwierigen Situationen war beeindruckend. Pünktlich zum schönen Handballwochenende kehrt mit Niko Hermann ein wichtiger Abwehr- und Gegenstoßspieler ins Team zurück. Das erhöht die taktischen Möglichkeiten. Auch die Verletzung von Pascal Buck stellte sich als nicht so schwerwiegend wie vermutet heraus. Der wurfgewaltige Linkshänder läuft schon wieder. Die Handballhochburg soll erfolgreich verteidigt werden. Schließlich sieht der Drei-Jahres-Plan in der zweiten Bayernliga-Saison u.a. keine Heimniederlage vor.